Katzengeschichten



Die Hertikatze

Herti- so heisst ein Stadtteil von Zug und das dort befindliche Einkaufszentrum. Ein Einkaufszentrum wie tausend andere, aber doch ganz speziell. Viele Leute schlendern herum und vermischen sich mit gestressten Noch-Kurz-Vor-Ladenschluss-Käufern. Und sehr viele Bewusstkäufer drängen sich ebenfalls vor den Kassen. Durchmischt wird der ganze Rummel von Kindergeschrei und dem Bellen eines Dackels, der einem vorbeigehenden grossen Hund Angst machen will. Und mitten im Gedränge, dort wo sich die meisten Menschen versammeln, räkelt sich gemütlich eine dicke, grau-weisse Katze mit halblangen Haaren. Eines Tages war die Katze einfach da. Wahrscheinlich zurückgebieben bei einem Firmenumzug. Die Katze wollte eben nicht umziehen. Katzen sind ja bekanntlich mehr standortsgebunden. Auch unsere Katze entschied sich für das Einkaufzentrum und wurde zur Hertikatze.
Will sie ihre Ruhe haben, schlendert sie in ihr Lieblingsgeschäft und hält ein ausgedehntes Nachmittagsschläfchen zwischen Rasierapparaten und Kaffeemaschinen. Manchmal kann sie kaum warten, bis die Geschäft öffnen, und der erste Kunde am Morgen ist oft die Hertikatze. Nach Ladenschluss oder an Wochenenden findet die Katze Unterschlupf bei tierliebenden Leuten. Wo immer sie sich kulinarisch verwöhnen lässt, ihrem Umfang an scheint es ihr prächtig zu gehen.
Auch sonst sind die Anwohner sehr um ihr Wohl bemüht. Als sie einmal nicht schnell genug durch eine Tür hinauswischen konnte, brachte man die verletzte Katze zum Tierarzt, der ihr den Schwanz amputieren musste. Aber dank der umsichtigen Pflege durch die Anwohner hat sie sich bestens erholt. Nur wird man beim Streicheln oft unerwartet von ihren scharfen Krallen überrascht, da sie ihren Unmut nicht durch Schwanzpeitschen zeigen kann.
Jetzt sieht die Herztikatze genau so aus wie ein feliner Bobtail. Allerdings dürfte ihr das völlig egal sein - Hauptsache sie ist in ihrem geliebten Hertizentrum mitten von möglichst vielen Leuten.





Mitschi

Die Jahre ziehen schnell vorüber. Und doch kommt es mir wie gestern vor, wenn ich Photos betrachte. Es ist schon über zehn Jahre her, als Mitschi in unseren Haushalt einzog. Mitschi war eine dreijährige trächtige Halbangorakatze, die auf der Strasse stand und ein neues Zuhause suchte. An unseren Hund gewöhnte sie sich mühelos. Obwohl sie sehr wenig frass, nahm sie mehr und mehr rundliche Formen an, und eines morgens im April war es dann soweit : In unserem Küchenschrank brachte sie in kurzer Zeit fünf Junge zur Welt. Natürlich ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da ich arbeiten musste... Als ich die Katze um neun Uhr morgens verliess, deutete noch nichts auf das freudige Ereignis hin. Sie hatte sich zwar schon seit den letzten Tagen provisorisch im Küchenkasten eingerichtet, und einmal benützte sie sogar die Schachtel, die ich ihr extra als "Wochenbett" hergerichtet hatte. Gegen Mittag kam ich nach Hause. Mitschi begrüsste mich mit einem leisen Miauen. Dann drehte sie sich stolz etwas zur Seite, so dass ich ihre frischgeborenen Büsis bewundern konnte. Zuerst konnte ich nur vier kleine Büsis entdecken. Aber dann drehte sich Mitschi noch mehr zur Seite und ein weiteres Junges kam zum Vorschein. Fast völlig weiss und winzig klein. Es ging leider nur zu schnell, bis die kleinen Büsis die Augen öffneten und ihre ersten Entdeckungsreisen unternahmen. Vor dem Hund zeigten sie nicht die geringste Angst. Bald genügte ihnen die Küche nicht mehr für ihre Auskundschaftungen. Am Ende waren wir sichtlich erleichtert, als alle Büsis gute Plätze gefunden hatten und wir unsere Wohnung nur noch mit einem Hund und einer Katze teilen mussten.






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